A LITTE PARTY NEVER KILLED NOBODY
... unless you got some junks...
Alexander Kalashnikov && Jared Leto
DATE: 12.06.2012
TIME: 9:45 p.m. | 3:00 a.m
Schon als er um die Ecke bog, hatte er es gespürt. Die Atmosphäre war beinahe am Kochen, das ganze Haus wurde vom Bass massiert. Alarmierte Nachbarn standen kopfschüttelnd vor ihren ewig gleichen Haustüren, in ihren ewig gleichen Schlafmänteln. Müde Augen starrten dem jungen Mann feindselig hinterher, dessen lange Hände geschmeidig in die Hosentaschen seiner dunklen, verfärbten Jeans glitten. Doch nicht eine Sekunde glitt auch nur eines der Augen zu den trostlosen, lebendig wandelnden Schlafleichen. Ein Lied lag ihm auf den vollen Lippen, fröhlich vor sich her gepfiffen, während sein Körper sich einfach von dem Takt der aufbrausenden Wellen der Partymusik aus dem privat gemieteten Gebäude leiten ließ. Wenn es eines gab, was die Prominenten hier in L.A tun konnten, dann war es Feten schmeißen. Das Gebrüll, nur gedämpft von der ebenso impulsiven Musik welche sich durch die Wände hämmerte. Gelassen setzte der junge Mann Schritt nach Schritt, selbstbewusst auf den breiten Riesen von Türsteher zu, dessen eisiger Blick das wohl unbekannte Antlitz von Alexander Kalashnikov schnitt. Der junge Russe hatte sich in dieser Stadt noch keinen Namen gemacht. Zuhause… war er der König, ein Meister der Kampfkunst. Hier war er nichts weiter, als ein mit modelmäßigen Aussehen gesegneter Groupie. So jedenfalls, musste es dieser Wandschrank sehen, der sich grunzend eine Schweißperle von der großen Stirn mit Glatze abtupfte, ehe seine wurstigen Finger sich wieder einander verschränkten, keine Sekunde diesen ‚Fan‘ aus den Augen lassend. Alex hatte nichts übrig für solch primitive Geschöpfe, wie Türsteher. Diese Menschen, diese muskelbepackten Männer und Frauen hätten so einiges aus ihrem Leben machen können. Und wofür entschieden sie sich? Schoßhündchen von bemutterten und verwöhnten Hollywoodsternchen zu spielen. Erbärmlich. Ruckartig wurde der junge Russe zurückgestoßen – ein Schritt zu dicht an dem massigen Mann getreten. Sogleich ertönte auch die tiefe, grunzende Stimme, kühl und diskret.
„Nur für geladene Gäste.“ Für einen Augenblick öffnete Alex die Lippen, gerade wollte er zu Worten ansetzen, als er sie auch schon wieder schloss. Hatte eh keinen Sinn, mit solchen Männern zu diskutieren. Verblödeter Primat. Mit einem gelangweilten Ausdruck und einem kurzen giftigen Blitzen in den grünen Augen zettelte er das kleine lederne Armband mit dem eingestickten Namen der Gastgeberin: Cindy Magniello unter seinem Jackenärmel hervor, würdigte den Mann dabei keines Blickes, ehe dieser in sich knurrend zur Seite trat, irgendetwas von ‚
arroganter Pisser‘ in sich murmelte und Platz für den Russen schaffte. Ein Grinsen kletterte ins Gesicht des Jünglings, als er sich an dem Tier vorbeischob und sogleich von der Hitze des überladenen Ladens empfangen wurde.
Der Bass hämmerte ihn beinahe sein Trommelfell aus dem Schädel. Wohin man nur sah, knutschende Pärchen, welche ihre halbnackten Körper gierig und verlangend, schweißbenetzt aneinander rieben. Ein von Lust und Begierde geschwängerter Duft mit der herrlichen Note von starkem Alkohol, Schweiß und intensiven Marihuana. Die Sicht verschleiert von so einigen Substanzen, welche tief in die Lungen dieser Möchtergern-famehuren gepumpt wurden. Es war das perfekte Drogennest. Cindy war sowieso nicht mehr das süße kleine Teenpopgirl was sie einmal gewesen war. Alles, was sie einmal an Sexappeal und Niedlichkeit besessen hatte war nun zerstört von ihrer Chemoakne und der papierdünnen, blassen Haut, worunter sich blaue, gequälte Adern dick abzeichneten. Wie sagt man so schön, fürn Fick reichts. Wobei, bei dem Anblick, müsste selbst er es sich vielleicht zweimal überlegen. Kopfschüttelnd, die Hände wieder in den Taschen vergraben bahnte er sich seinen Weg durch alkoholgetränkte Wasserpistolen, welche spritzend in offenen Mündern und auf sowieso durchsichtiger Kleidung landen. Eigentlich war dies sogar eine Party ganz nach seinem Geschmack, nichts was er normalerweise sprengen würde. So eine Schande, dass die ganzen Leute es mal wieder mit Koks und Methamphetamin übertreiben musste. Schon jetzt konnte er die kleinen weißen Baggys zwischen den schwitzigen Händen hin und herwandern sehen. Verjunkte Idioten – Fuck wie gern würde er jetzt mitmachen. Das Grinsen verbreiterte sich, die Mundwinkel zuckten euphorisch, während seine grünen Augen mit dem begeisterten Leuchten eines Kindes durch den Raum glitten. Sein ganzer Körper schien zu zittern, der Anblick der vielen tanzenden, lachenden Menschen ansteckend und hypnotisch. Er hasste, hasste es so sehr im Dienst zu sein. Immer schwerer wurde es sich durch die Menge zu quetschen, immer elektrisierender die Berührungen im Vorbeigehen. Auch der Russe beherrschte sich nicht, ließ seine langen Finger über und unter so manchen hautengen Rock im Vorbeigehen gleiten, während andere die Ohrfeigen fälschlicherweise kassierten. Seine Zunge glitt kurz schmachtend über seine getröpfelte Oberlippe, leckte den darauf gebildeten, salzigen Schweiß. Doch mit einem Mal, fiel sein Blick auf eine eher unauffällige Person. Dunkles Haar, aufrechte Haltung, blaue, strahlende große Augen, die vollkommen unbeeindruckt durch die Menge glitten. Ein Gesicht das dir sofort ins Augenmerk stach. Weiche und doch feine, charakterisierte Gesichtszüge. Konnte es sein? Jared Leto?? Was tat jemand, wie er… auf dieser Party? Ach… Die Augen blitzten amüsiert auf. Jared, also eine alte Partysau ja? Hätte er persönlich nie gedacht. Aber man ließ sich ja gerne überraschen. Ohne Zögerlichkeiten schlenderte er auf die bekannte Prominenz zu, ein aufgewecktes Lächeln im Gesicht. Verdammt, er hatte Requiem for a Dream geliebt. Dieser Film war einfach Kunst gewesen – auch wenn er sonst nicht so ein Fangirl war. Vor dem ausgemusterten Gesprächsobjekt blieb er als stehen, neigte den Kopf leicht schräg.
„Du bist Jared Leto, nicht wahr? Was tut jemand wie du auf einer Party von Cindy Magniello?“ Die Worte kamen mit versteckter Amüsanz, samtig und versüßt. Ohne Rücksicht darauf, ob er den Star vielleicht gerade davon abhielt, mit einem dieser Zuckerschnittchen anzubändeln, streckte der Russe ihm unverblümt die Hand entgegen.
„Mein Name ist Alexander Kalashnikov. Cool, das ich dich mal treffen kann.“ Ein blitzend weißes Lächeln. Er machte sich nicht einmal die Mühe sich mit seinen Auszeichnungen zu brüsten. Es würde nichts bringen, armselig herüberkommen und eine gewisse Unterwürfigkeit symbolisieren. Nein, er wollte ein belangloses Gespräch nichts weiter, jedenfalls solange er die Zeit noch hatte. Ein Blick auf die Uhr… 16 Minuten.