Lamiroir saß auf einer Bank und summte eine ihrer Balladen vor sich hin. Dass sie blind war, wusste niemand. Offiziell konnte sie sehen und ihr Pianist war blind, doch es war genau umgekehrt. Bis vor ein paar Jahren war sie als Zauberkünstlerin einer Gruppe sehr berühmt gewesen, doch niemand hatte sie je darauf angesprochen. Daher lag ihre Erinnerung im Dunkeln. Sie konnte sich seit dem schrecklichen Unfall beim Training an nichts erinnern.

Es war damals das 5-Sekunden-Duell gewesen.Sie wurde von hinten und vorne von ihren Zaubererkollegen angeschossen, doch normalerweise verschwand sie und kehrte ohne einen Kratzer auf die Bühne zurück. Diese Probe verlief anders. Eine Kugel traf, doch welche blieb ungeklärt. Thalessa Gramarye blieb verschwunden. Dies war ihr neues erwachen. Da sie eine schöne Stimme hatte wurde die 'ungekannte' zu Lamiroir, der Sirene der Balladen. Sie erinnerte sich nicht mehr an damals. Sie wusste nicht, wer sie war. Doch an diesem Tage sollte es anders kommen.

Endlich fand sie mal wieder die Zeit an der frischen Luft joggen zu gehen. In den letzten Tagen war diese Tätigkeit definitiv zu kurz gekommen. Behati liebte es an der frischen Luft zu sein. Am liebsten mochte sie den Strand. Der weiche Sand und die warme Sonne erinnerten sie an zu Hause. Schon lange liebte sie es am Meer zu sein und schwimmen zu gehen. Das war ihr liebster Sport. Dennoch hatte sie sich heute für eine Joggingrunde im Park entschieden. Eine gute Strecke hatte sie bereits zurück geleg.
In der Nähe einer Bank machte die junge Dame eine Pause. Sie zog sich einen der Kopfhörer aus dem Ohr und stützte sich auf ihren Oberschenkeln ab. Tief atmete sie durch und fühlte nach ihrem Puls. Ihr fiel die blonde Frau auf, die auf der weiß gepinselten bank saß und eine Melodie summte. Irgendwo her kannte das Model diese Melodie, aber sie konnte sie nicht einordnen. Kurzer Hand trat sie näher und beschloss zu fragen. "Entschuldigen Sie, ich möchte Sie nicht unterbrechen. Aber das ist eine hübsche Melodie und ich habe das Gefühl sie schon einmal gehört zu haben." sagte sie freundlich und ein Lächeln huschte über ihre Lippen. "Würden Sie mir vielleicht verraten, was sie schönes gesummt haben? Es will mir nicht einfallen." bat die Braunhaarige.

Thalessa hielt inne, als sie die Stimme der jungen Frau hörte. "Was ich summte? Es war eine Ballade... Die Gitarren Serenade. Ich habe es vor einem Jahr mit einem Musikerkollegen geschrieben. Freut mich, wenn ihnen das Lied gefällt.", sprach sie und richtete ihren Blick auf die Person. Da sie überhaupt nichts sah, konnte sie der Frau nicht genau in die Augen sehen. Sie lächelte. Als auf einmal ein kleiner Junge Ansturm kann und ein Autogramm wollte, nahm sie vorsichtig die Karte und den Stift in die Hand und unterschrieb. Dann wandte sie sich wieder der Frauenstimme zu.

Einen Moment hatte das Model den Eindruck, der Blick der Frau würde an ihr vorbei gehen. "Es ist wirklich eine schöne Ballade." erklärte sie freundlich. "Ich möchte Sie nicht mit meinen Fragen belästigen, darf ich Ihnen dennoch noch eine stellen?" wollte sie wissen. Sie zog das Haarband aus ihren Haaren und diese fielen aus dem Zopf und über ihre Schultern. Kurz fuhr sie sich durchs Haar, dann band sie sich einen neuen Pferdeschwanz, da sich der erste beim Joggen gelöst hatte. Lächelnd beobachtete Behati den kleinen Jungen, der angelaufen kam und um ein Autogramm bat. Bee bewunderte den Mut des Kleinen so gerade heraus zu fragen und sah zu, wie er überglücklich zu seinen Eltern zurückkehrte. "Scheint, als hätten Sie jemanden glücklich gemacht. Einen jungen Balladen-Fan."

"Das scheint mir auch so... Fragen Sie einfach. Sie dürfen sich auch gerne setzen.", sprach Lamiroir und rückte ein wenig zur Seite. Vorsichtig strich sie über ihren blauen Umhang, auf dem Sternenbilder aufgezeichnet waren. Darunter trug sie ein schneeweißes Kleid. Bei Auftritten trug sie noch dazu einen Schleier, wodurch sie oft mystisch wirkte. Sie kam offiziell von Tuvalu, einem recht kleinen Staat, doch es ist eigentlich der erste Ort an dem sie sich überhaupt erinnern konnte. Bei dem Unfall war sie dort gelandet. Deswegen war sie oft verwundert, warum sie hier die Leute verstand und die Sprache auch mühelos verstand. Sie sah in Behati's Richtung. "Ich bin übrigens Lamiroir."

Sie lächelte und ließ sich langsam auf der Bank nieder. "Vielen Dank." sagte Behati. Es war ein ungewöhnliches Outfit, dass die Frau trug. Erst jetzt fiel es Behati auf. Zuvor war sie viel zu sehr von der Melodie eingenommen gewesen. In ihrem Kopf formte sich mittlerweile die Vermutung, dass die Fremde blind war. Ihr Blick schien ihre Augen immer ein kleines bisschen zu verfehlen, wenn sie zu Bee herüber sah. Doch das war nicht Inhalt ihrer Frage. Warum sollte sie die Blondine auf das Handycap ansprechen, wenn es schönere Themen zum Reden gab. Die Musik zum Beispiel. Der kleine Junge hatte Behati bereits einen Teil ihrer Frage beantwortet. Dank ihm wusste sie, dass die Frau neben ihr sich bereits Rang und Namen gemacht haben musste. Sie überlegte. Kannte sie den fremden Namen, der ihr genannt wurde irgendwoher? "Freut mich sehr. Ich bin Behati." erklärte sie zunächst. "Sind Sie mit der ihrer Stimme bekannt geworden?" fragte sie dann.

"Ich denke schon. Es kann aber auch sein, dass... Darüber sollte ich nicht reden.", sprach Lamiroir. "Zumindest nicht hier." Sie fühlte, dass die Frau mit dem Namen Behati wusste, dass sie blind war. Sie merkte es anhand der Reaktion. "Verraten sie es keinem. Mein Pianist ist der blinde. Ich führe ihn stets zum Klavier. Vor jeder Show. Es war nie anders." Sie wusste, dass dem nicht so war. Es war nicht sie, die den jungen Pianisten zu seinem Instrument begleitete. Er war es, der sie auf die Bühne führte. "Behati ist ein schöner Name. Woher kommen sie?"

Ein bisschen verwirrt schaute die junge Frau drein, als die Blonde erklärte, sie solle nicht darüber sprechen. Sie dachte es? Das musste man doch wissen. Da sie keine Schwachstelle treffen wollte, falls ihre Gesprächspartnerin an einer neurodegenerativen Erkrankung oder anderem litt, sprach Bee sie nicht darauf an. Stattdessen meinte sie: "Ich nehme an, dann haben sie noch weitere Talente." Behati musterte die Frau und lächelte. Es hatte mal jemand gesagt, dass man ein Lächeln auch an der Stimme und ihrem Ton erkennen konnte. "Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde nicht herum laufen und anderen Leuten von der blinden Sängerin aus dem Park erzählen. Vielleicht werde ich sagen, dass ich jemanden getroffen habe, aber die Details behalte ich für mich." erklärte das Model. Sie war einfach nicht der Mensch um sowas zu tun. "Ursprünglich aus Afrika. Namibia um genau zu sein. Aber ich bin schon eine Weile in L.A."

"Andere... Talente? Ich weiß es nicht.", sprach Lamiroir und wurde kurz still. Sie hörte ob jemand in der nähe war oder nicht. Schließlich sprach sie: "Ich habe meine Erinnerungen an meine Vergangenheit gänzlich verloren. Ich singe seit ich mich erinnere. Ich weiß nicht einmal meinen wahren Namen. Was ich nur seltsam finde... Ich verstehe ihre Sprache und spreche sie auch. Ich weiß nur nicht warum. Mein Manager fragte mich einmal woher meine... Schusswunde stammt. Ich konnte es ihm nicht beantworten." Sie legte ihre Arme auf ihren Oberschenkel. Sie trug an ihrem rechten Handgelenk einen goldenen Armreif, welcher wie angegossen passte. "Den trage ich schon immer.", sprach sie leise. Früher, als sie noch als Zauberin bekannt gewesen war hatte sie zwei getragen. Es waren Unikate. "Afrika... Ich war mehrmals dort. Ich singe dort sehr gerne."