Das Leben der jungen 21-jährigen Schauspielerin hatte sich in den letzten Wochen sehr verändert. So war sie zuvor auch bereits durch einige Filme und Gastauftritte in Serien wie Medium oder Cold Case ins Gespräch bekommen, jedoch eher im Hintergrund geblieben. Schließlich folgte der internationale Durchbruch durch ihre Rolle der Katniss Everdean in Die Tribute von Panem und darauf sogleich der Film Silver Linings, der ihr eine Oscar-Nominierung einbrachte. Man munkelte ebenso, dass sie diesen Preis im nächsten Jahr sicher mit nach Hause nehmen würde. Jennifer selbst würde sich darüber zwar sehr freuen, aber wenn es nicht klappen würde, wäre sie nicht enttäuscht. Alleine die Nominierung war ein größeres Sieg und Erfolg, als sie sich je hätte träumen können. Vor neuen Rollenangeboten konnte sie sich ohnehin schon kaum noch retten. Eine Rolle hatte sie jedoch dankend mit Kusshand angenommen und dies war die Rolle der Rosalyn Rosenfeld. Es würde eine kleine Herausforderung werden. Dessen war sie sich sicher. Jennifer aber wollte zeigen, dass sie nicht zu jung war, um auch anspruchsvollere Rollen zu spielen. Denn auch wenn sie sehr bodenständig und bescheiden war, wollte sie nur ungern in die Kategorie Teeniestar einsortiert werden.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihr jedoch, dass sie sich langsam beeilen musste, um nicht zu spät zum Interview mit ihrer Filmpartnerin Amy Adams zu kommen. So entschied sie sich heute für einen eher legeren Look und ließ ihre Haare offen. Sie wollte schließlich weder Amy, noch ihren Interviewpartner allzu lange warten lassen. Sie sah Pünktlichkeit als ein Zeichen von Respekt. Deswegen war ihr dies sehr wichtig und falls sie sich doch verspätete, entschuldigte sie sich immer direkt. Nur weil sie mittlerweile als einer der größten Newcomer gefeiert wurde, war sie kein besser oder schlechterer Mensch. Ihre Freunde und Familie halfen ihr zudem auf dem Boden zu bleiben. Schließlich hätte es auch ganz anders kommen können und somit war Jennifer einfach nur dankbar für die Chancen, die sie bekam. Vor allem, da sie dadurch genau das machen konnte, was ihr Freude bereitete.
Da sie sich beeilt hatte, schaffte sie es sogar noch einige Minuten vor dem verabredeten Termin in der Hotelsuite zu erscheinen. Amy war bereits anwesend, als sie den Raum betrat und somit begrüßte sie diese gleich mit einem warmen Lächeln.
"Hi, Amy", sagte sie und umarmte sie kurz. "Wie geht's dir?" Sie blickte nochmals auf die Uhr, um sich zu vergewissern, wie spät es war. "Ah, gerade noch rechtzeitig", sagte sie und tat so als wollte sie sich den Schweiß von der Stirn wischen. Sie kannte Amy noch nicht so gut, aber bei den wenigen Treffen hatte sie einen sehr positiven Eindruck von ihr gewonnen. Bestimmt würden sie als Team in dem Film American Hustle gut zusammen arbeiten. Dies wünschte Jennifer sich jedenfalls, da sie Zickenterror nicht unbedingt mochte. Sie liebte es lieber mit ihren Kollegen am Set ein wenig rum zu albern und es locker anzugehen, sobald die Kamera nicht direkt auf sie gerichtet war. Nur so konnte man auch gut als Filmpartner zusammen agieren, empfand sie.